Rheinische Post: Kommentar / Dilemma der Ukraine = Von Martin Kessler

Düsseldorf (ots) – Es brauchte nicht die Provokateure des Kreml, um die schwache Flanke der Ukraine aufzuzeigen. Mit der Verfassungsreform für mehr Selbstständigkeit der einzelnen Gebiete ruft Kiew die ukrainischen Nationalisten auf den Plan. Sie benehmen sich ähnlich wie die prorussischen Kämpfer und dürften darum sehr wohl als Faschisten bezeichnet werden.

Die Regierung in Kiew gerät in ein gefährliches Dilemma. Eine Befriedung der Ost-Ukraine schafft sie nur, wenn sie das Signal aussendet, die Russen nicht als Bürger zweiter Klasse zu behandeln und ihnen Autonomierechte zuzugestehen. Das missfällt aber den extremen Nationalisten, die – wie eben geschehen – mit blutigem Bombenterror reagieren.

Gut ist, dass die gemäßigten demokratischen Kräfte in Kiew dem nicht nachgeben und trotz des Anschlags die Verfassungsreform in erster Lesung beschlossen haben. Auf diesem Weg müssen sie weitergehen, um die Ukraine in den Kreis der europäischen Demokratien zu führen. Der Weg dorthin wird ohnehin sehr schwer und ist längst nicht gesichert.

Pressekontakt: Rheinische Post Redaktion Telefon: (0211) 505-2621

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