Westfalenpost: Martin Korte zur Großen Koalition: Die Koalition wird nicht zerbrechen – noch nicht

Hagen (ots) – Der eine hantiert mit Drohungen, der andere mit Beleidigungen: Die Große Koalition gibt in diesen Tagen ein jämmerliches Bild ab – und das ausgerechnet in einer Zeit, in der Deutschland eine Herausforderung historischen Ausmaßes bewältigen muss. Vor ein paar Wochen schienen sich noch alle einig: Auf dem Rücken der Flüchtlinge darf der parteipolitische Streit nicht ausgetragen werden. Eine Worthülse, wie sich nun herausstellt. Noch schlimmer: Jetzt tragen Union (auch intern) und Sozialdemokraten ihren Zwist sogar zusätzlich auf dem Rücken der Bürger aus. Denn die werden auf das inhaltsleere Gezeter mit weiter wachsender Politikverdrossenheit reagieren. Wer auf Parolen statt auf Argumente setzt, treibt die Wähler ins rechte Lager. Leute, jetzt rauft euch endlich mal zusammen, möchte man den Protagonisten zurufen. Das Problem ist zu wichtig, als dass es sich mit populistischen Scheindebatten lösen ließe. Menschen, die aus Todesangst dem Bombenhagel entfliehen, hunderte Kilometer durch Wind und Wetter zu Fuß gehen, ihr Schicksal Seelenverkäufern auf dem Mittelmeer anvertrauen und im Schlamm schlafen, lassen sich doch nicht durch eine Transitzone oder Taschengeldentzug aufhalten. Aber Seehofer will die Bürger glauben machen, er hätte den Stein der Weisen gefunden. Die Wahrheit ist: Das Problem wird nur verlagert. Und der Vorschlag ist nicht zu Ende gedacht: Wie wird die Zone gesichert? Mit einem Zaun, mit einer Mauer, mit Waffen? Und wer wegläuft, wird der erschossen? Die Koalition wird nicht zerbrechen – nicht an diesem Wochenende (sondern erst kurz vor der nächsten Wahl). Aber sie sollte den Gipfel nutzen, um die Krise abzuwenden. Ihre eigene und die des Landes.

Pressekontakt: Westfalenpost Redaktion Telefon: 02331/9174160

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