WAZ: Das Filialsterben wird weitergehen – Kommentar von Stefan Schulte zu Bankenfusionen

Essen (ots) – Unsere Banken sollen zu klein sein – war da nicht mal was? Während der großen Finanzkrise 2008/09 war es das große Glück der Banken, dass der Staat sie als „systemrelevant“ einstufte. Viele Geldhäuser mussten gestützt, die Commerzbank gar gerettet werden. Sie war wie auch andere Institute zu groß, um fallen gelassen zu werden, „too big to fail“. Nach der Krise wurde deshalb über die Zerschlagung von Großbanken diskutiert. Insofern darf man sich durchaus kurz schütteln, wenn die Bankchefs heute einer Fusionswelle das Wort reden, weil sie meinen, es gäbe zu viele und deshalb zu kleine Anbieter.

Für einen halbwegs gesunden Wettbewerb braucht es ein Minimum an Vielfalt. Bei einer Fusion der Deutschen Bank samt ihrer Tochter Postbank mit der Commerzbank (in der die Dresdner aufging) bliebe an deutschen Privatbanken mit Filialnetz nicht viel mehr als diese eine Großbank übrig. Dazu wird es fürs erste nicht kommen. Eher steht zu erwarten, dass die Filialbanken zuerst für sich die nächsten Sparprogramme auflegen, um sich schlank zu machen für die anschließende nächste Hochzeit.

Trotzdem sind die Klagen der Banker, mit dem Privatkundengeschäft kaum noch Geld verdienen zu können, berechtigt. Aus Sorge um die Konjunktur vor allem in Südeuropa hat die Europäische Zentralbank Guthabenzinsen weitgehend abgeschafft. Geldinstitute, die Bares bei der EZB parken, müssen dafür sogar einen Strafzins zahlen. Dass sie entsprechend knauserig ihren eigenen Kunden gegenüber sind, verwundert da wenig. Die Möglichkeiten, mit dem Geld ihrer Kunden gewinnbringend zu arbeiten, sind so begrenzt wie seit Jahrzehnten nicht.

Um mit Privatkunden überhaupt noch Geld verdienen zu können, ist bei den Banken und Sparkassen Sparen das Gebot der Stunde. Sie streichen Personal zusammen und schließen eine Geschäftsstelle nach der anderen. Aus Sicht der Kunden, die noch einen Berater vor Ort wünschen, steht die richtig schlechte Botschaft aber erst noch bevor: Mit der nächsten Großfusion ginge das Filialsterben wieder von vorne los.

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