Kommentar / Eklatantes Versagen der Familienhilfe in Lügde = Von Kirsten Bialdiga

Düsseldorf (ots) – Zwei zentrale Fragen sind es, die bei der Aufklärung der hundertfachen sexuellen Gewalt gegen Kinder in Lügde so fassungslos machen: Wie konnten die Vorgänge auf dem Campingplatz so lange unentdeckt bleiben? Und warum ließen die Behörden ein kleines Mädchen, das in einem offenkundig verwahrlosten Umfeld aufwuchs, dennoch bei seinem Pflegevater?

Auf beide Fragen gab der erste Zeuge, der im Untersuchungsausschuss des Düsseldorfer Landtages vernommen wurde, erschütternde Antworten. Der Sozialpädagoge, der als Familienhelfer zu dem Dauercamper und seiner Pflegetochter gerufen wurde, hatte seinen Angaben zufolge vom Jugendamt weder einen konkreten Arbeitsauftrag. Noch hatte er Kontakt zu den Sozialarbeitern, die vorher zuständig gewesen waren: Eine geordnete Übergabe von Fällen sei in dem Bereich nicht üblich. So entging ihm auch, dass es durchaus schon einen ernstzunehmenden Warnhinweis gab, wenn auch nicht auf sexuelle Gewalt. Ganz eigenmächtig konnte der Familienhelfer zudem entscheiden, dass er dem Camper nur neun Mal in drei Monaten statt zweimal wöchentlich einen Besuch abstattete.

Die Antworten auf die zweite Frage fielen nicht minder verstörend aus. Zwar sei er zum ersten Mal einem Pflegevater begegnet, der auf einem Campingplatz lebte, so der Sozialpädagoge. Hinweise auf Verwahrlosung oder Kindeswohlgefährdung habe es dort aber nicht gegeben. Geschweige denn auf sexuelle Gewalt.

Schon diese erste Zeugenaussage zeigt: Es liegt noch mehr im Argen in der Familienhilfe, als zu vermuten war. Wenn die eine Hand nicht weiß, was die andere tut. Wenn wichtige Hinweise ignoriert werden können. Wenn es keine Kontrollinstanz gibt, dann sind Kinder auch in Zukunft ihren Peinigern schutzlos ausgeliefert.

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